Queen of Blood

Das Verwenden fremder Footage für den eigenen Film gilt gemeinhin ja als die niederste Form des Flmemachens. Dabei ist dieser Kunstgriff praktisch so alt wie die Erfindung des Kinematographen selbst, denn schon die Filmpioniere vergangener Tage konnten sich die Rechnung aufmachen, dass es einfacher – und billiger – war, Szenen, die ein Dritter gedreht hatte und gut in den eigenen Film passten, zu kaufen (oder zu klauen…) anstatt sie aufwendig selbst zu drehen. Roger Corman bediente sich einfach beim Kino aus der Union der sozialistischen Sowjet-Republiken. Ein sowjetischer Film, an den AIP die gierigen Griffel legen konnte, war der optimistische und vor allen an technischen Innovationen interessierte BEGEGNUNG IM ALL (1963). Curtis Harrington durfte die ehrenvolle Aufgabe übernehmen, aus dem 64 Minuten kurzen Sowjet-Film etwas zu basteln, was AIP auf die Drive-In-Tour schicken konnte.

Wie uns der Erzähler, der uns in Folge aber dankenswerterweise in Ruhe lassen wird, instruiert,
befinden wir uns in der fernen Zukunft des Jahres 1990. Der Raumschiffverkehr zum Mond ist mittlerweile Routine. Leider hat man immer noch kein außerirdisches Leben gefunden und bereitet darum Expeditionen zu den erdnächsten Planeten Mars und Venus vor, um dort mal nachzukucken, ob da wer wohnt. Mit dieser Aufgabe ist das Internationale Raumforschungs-Institut betraut, und
einer seiner fähigsten Astronauten ist Allan Brenner (John Saxon), der sich sehr berechtigte Chancen ausrechnet, bei der ersten Mars-Mission als Pilot mit von der Partie zu sein. Seine Freundin Laura James (Judi Meredith) arbeitet in der „Astro-Kommunikationsabteilung“ des IIST und ist dieser Eigenschaft entzückt, nunmehr seit einigen Tagen seltsame Signale zu empfangen, die zweifellos künstlichen Ursprungs sind. Dr. Farraday (Basil Rathbone), Oberhaupt des IIST und
allgemeine wissenschaftliche Universalkonifere, hat die Übersetzung der außerirdischen Botschaft. Ja, die Botschaft ist von einer außerirdischen intelligenten Lebensform und, noch besser, die sind auf dem Weg hierher! Die Außerirdischen kämen von „außerhalb unserer Galaxis“ und schicken ihren Botschafter zur Erde. Ein unbekanntes Objekt wurde bereits mit Kurs Erde gesichtet. Doch das Raumschiff der Aliens stürzt auf dem Mars ab. Eine Rettungsmission wird ausgeschickt. Allerdings ist der Jungfernflug des Mars-Explorers OCEANA 1 erst für in sechs Monaten angesetzt
und das ist eindeutig zu spät. Alle Arbeiten müsse beschleunigt werden, damit der Raumkübel sofort
und auf der Stelle losfliegen kann. Der Leidtragende ist ausgerechnet Allan, der nun im wahrsten Sinne des Wortes ausgebootet wird – das Gesamtgewicht der OCEANA 1 ist so auf das Mikrogramm taxiert, dass Allan leider zu fett ist und zu viel Treibstoff verbraucht…

QUEEN OF BLOOD ist, da dürften wir uns mal wieder weitgehend einig sein, kein sonderlich „guter“ Film, aber durchaus ein interessanter, da er seiner sowjetischen Vorlage über 2/3 seiner 78- Minuten-Laufzeit relativ treu folgt und keine komplett neue, eigene Geschichte zu erzählen versucht, die irgendwie um die zu integrierenden Effekt-Sequenzen gestrickt wird, sondern statt dessen auf Basis der ursprünglichen Geschichte (die höchstwahrscheinlich mit der Rettung der überlebenden Außerirdischen endet) weiterfabuliert und damit einen beinahe schon seriösen Versuch unternimmt, die im Allgemeinen optimistisch-fortschrittsgläubige sowjetische SF-Vision mit der eher pessimistischen „watch the sky“-Mentalität und Angst vor dem Fremdartigen des amerikanischen SF-Kinos zu kombinieren. Schauspielerisch lassen die top-gebillten Aktiven nichts anbrennen. QUEEN OF BLOOD ist, ich wiederhole mich, sicher eher interessant denn gut, und am ehesten von Interesse für Freunde des randständigen SF-Films – dramaturgisch-strukturell ist es wohl der „beste“ Versuch, aus sowjetischen Tricksequenzen einen US-Film zu basteln. (Markus „Dr. Acula“ Nowak, 2019)