Weiße Sklavin der grünen Hölle

Amazonen auf dem Mond? Nein, Amazonen in New York – zumindest sehen wir zwei Vertreterinnen dieser sagenumworbenen Berufsgruppe leicht bekleidet sowie mit Pfeil und Bogen bewaffnet über die Häuserdächer hüpfen. Warum die niemanden dort auffallen oder wie die da überhaupt hingekommen sind – wen interessiert es?

Viel interessanter ist es, wen die da eigentlich jagen, nämlich den Forscher und Entdecker Frederic Reynolds. Dieser wiederum erläutern gerade dem Abenteurer Tom Jensen, dass er die sieben Städte von Eldora zusammen mit einem riesigen Goldschatz entdeckt hat – und zwar nicht unter seinem Bett, sondern im Dschungel Südamerikas.

Was noch wichtiger ist: Der Schatz darf nicht in die Hände des Drogenbarons Clarence Blasko fallen, da er sonst mit dem Gold den Weltdrogenmarkt kontrollieren würde (öhm…). Auf Jensens Frage hin, wovor er Angst hätte, antwortet Reynolds „Mein Sohn war rauschgiftsüchtig“.

Sicherlich auch interessant, aber die Antwort passt nicht so ganz zur Frage.

Reynold händigt Jensen noch eine Karte mit einer Wegbeschreibung zu den sieben Städten aus und… man stellt fest, dass erst einige Minuten um sind, der Film aber schon irre Kicheranfälle hervorruft.

Gründe hierfür sind einerseits die ziemlich verkorkste deutsche Synchro, aber auch unfreiwillig komische Szenen, wie die Bikini-Amazonen in New York – unfassbar, dass dieser US-amerikanische TV-Streifen von 1979 in Deutschland sogar einen Kinorelease spendiert bekam. Wobei der deutsche Titel „Weiße Sklavin der grünen Hölle“ eine ziemliche Mogelpackung ist und mal wieder nichts mit der Handlung des Films zu tun hat. Vermutlich wollte man sich an den Erfolg von Italo-Kannibalenschocker hängen, was angesichts eines FSK-12-TV-Films bei Otto-Normal-Bahnhofskinobesucher wohl eher für lange Gesichter gesorgt hat.

Immerhin bietet „Weiße Sklavin der grünen Hölle“ einiges auf Seite der Darstellerinnen und Darsteller: Anita Eckberg galt seinerzeit als Sexsymbol und war bereits Akteurin in Filmen „La Dolce Vita“, aber auch diversen Genre-Produktionen. Hauptdarsteller Bo Svenson hat es mittlerweile auf über 100 Filme gebracht, in denen er mitwirkte, und hatte vor einigen Jahren dank Quentin Tarantino auch noch einmal ein Comeback in „Kill Bill: Vol. 2“ und „Inglourious Basterds“. Unseren Oberbösewicht gibt dann kein geringerer Donald Pleasence, bekannt vor allem aus der „Halloween“-Reihe, aber bei den B-Film Basterds auch schon mit Streifen wie „Puma-Man“ und „Der Kampfgigant“ dabei gewesen.

Regisseur der ganzen Dschungel-Sause ist tatsächlich Mark L. Lester, beim Fachpublikum bekannt und beliebt für Streifen wie „Die Klasse von 1984“, „Showdown in Little Tokio“ und natürlich „Phantom Kommando“ sowie als Title Creator von „Showgirls: Exposed“. Mit vermutlich recht geringem Budget und wenig Kleidung für die weiblichen Darstellerinnen ist ihm dabei ein ziemlich spaßiger Streifen gelungen, der von keiner seriösen Kritik wirklich geliebt wird, aber echte B-Film Basterds gut unterhalten dürfte.

Die einzige bisher erhältliche deutschsprachige DVD ist von der technischen Qualität her eher etwas gruselig, darum ist es um so schöner dass wir im KommKino „Weiße Sklavin der grünen Hölle“ von 35mm auf der großen Leinwand präsentieren können. Amazonen voraus!

„Bei dem gelegentlichen Auftauchen von Dschungeltieren wie Schlangen, Affen oder Krokodilen greift Lester anscheinend nicht auf Stock Footage zurück, sondern lichtet ein paar trainierte Tiere und brauchbare Attrappen ab, was den entsprechenden Szenen gut bekommt und etwas mehr Drive reinbringt.“ (Nils Blothmann, actionfreunde.de, 2019)

Skarsgard auf Moviepilot sagt: „Die Frage, wer denn nun die titelgebende ‚Weiße Sklavin der grünen Hölle‘ ist, wird mich sicher in den nächsten Nächten um den Schlaf bringen!“