Vampire Vienna

Nach längerem Schlaf steigt der Vampir mal wieder aus dem Baumarkt-Sarg und findet sich in einer Welt voller One Night Stands, Smartphones und Burgerbuden wieder. In einer Mischung aus Wiener Schmäh und Weltschmerz entwickelt er eine Hassliebe zum Exorzisten Walter, der nicht weniger mit Zivilisationsmüdigkeit geschlagen ist. Diverse halbherzige Versuche, einander den Garaus zu machen, scheitern. Braucht es für den Blutsauger einen Therapeuten und für den Exorzisten eine Wahrsagerin? Sind Drogen die Antwort? Im flackernden Licht des Kinoprojektors werden wir es erfahren…

Stoffpinguine, Exorzisten, Dämonen, Stummfilme, Zeitraffer, Badewannen-Suppe und Blutorangen – für seine launige, teils improvisiert wirkende Vampirfarce setzt Mike Lomoz auf kontrollierten Wahnsinn. Die Idee, den Vampir auf die Couch zu legen, hatte vor ein paar Jahren erst der ebenfalls österreichische „Therapie für einen Vampir“ mit Tobias Moretti, in dem Dominic Marcus Singer sogar eine kleine Rolle spielte. Und tatsächlich wirkt „Vienna Vampire“ wie der räudige kleine Bruder der erfolgreichen Kostümkomödie. Wenig Aufwand, viel Eier – was gerne und oft schiefgeht, addiert sich in diesem Fall zu einem Gute Laune-Garanten für die Midnight Crowd und wir können der Titeleinblendung zu Beginn des Films nur zustimmen: „Bitte öffnen Sie jetzt Ihre Bierflasche“…

„Ambitionierte Amateure und Semi-Profis sind ja, muss man ehrlich konstatieren, das letzte Hurra einer eigentlich großen Tradition im Bereich des phantastischen Films im deutschen Sprachraum, dessen Filmindustrie sich ansonsten ja nur noch geschichtsbewusster Problemfilme oder Weisheitszähne ohne Betäubung ziehender Schweiger-/Schweighöfer-“Komödien“ verschrieben hat. Einige der Beteiligten an unserem heutigen, aus unserem lustigen Nachbarland Österreich stammenden corpus delicti, kennen wir schon aus HERMANN MIT DER SCHNEESCHAUFEL, VAMPIRE VIENNA ist allerdings primär die Show von Vorlagen-Autor/Co-Drehbuchschreiber/Regisseur/Star/Co-Komponist Mike Lomoz, der sich hier die Rolle des erprobten Exorzisten Walter auf den Leib geschrieben hat.

VAMPIRE VIENNA versteht sich dabei in erster Linie als Komödie. Es gibt, um die Horrorfans bei Laune zu halten, auch ein paar ordentlich blutige Szenen, aber das Herzstück des Films ist das humorige Dauerduell zwischen dem ständig genervten Exorzisten und dem gut gelaunten, aber mit den Tücken der modernen Zeit (und dem geänderten Frauenbild) kämpfenden Vampir, die sich, praktisch gegenseitig neutralisieren und daher irgendwie eine Möglichkeit finden müssen, ihren Konflikt unter mehr oder minder aktiver Hilfe ihres Kontrahenten aufzudröseln.

VAMPIRE VIENNA zeigt, dass seine Macher das Herz grundsätzlich am richtigen Fleck haben. Klar, da ist noch Luft nach oben, vor allem im technischen Bereich Kamera/Post-Production, aber meine Güte, im Vergleich zu einer typischen Schnaas- oder Rose-Produktion (die natürlich auch andere Schwerpunkte setzen, klar, die sind und produzieren für Gorebauern, was VAMPIRE VIENNA nicht anstrebt) ist das allemal CITIZEN KANE, Ideen sind auf jeden Fall vorhanden. Ich mag’s, wenn mein Indie-Film nicht mehr abbeißt, als er zu schlucken im Stande ist und sich dann auch mit einem herzlichen Augenzwinkern präsentiert – das macht durchaus Laune. ur. Wer ein Herz für hausgemachte Low-Budget-Horror-Comedy hat, nicht alles auf die Goldwaage legt, mit der ein oder anderen technischen Unzulänglichkeit leben kann, solange der Spaß, den die Macher haben, sich auch auf den Zuschauer zu übertragen vermag, der sollte, wenn der Film in seine Gegend kommt, sich den Abend Zeit nehmen.

Ein Pluspunkt ist der eklektische Soundtrack inklusive eines großartigen Theme-Songs.“ (Markus „Dr. Acula“ Nowak, 2019)