…und die Bibel hat doch recht

Der Garten Eden, die Sintflut, die Flucht aus dem alten Ägypten, die Zehn Gebote (eigentlich 15 – siehe Mel Brooks ,Die verrückte Geschichte der Welt“) – alles nur Phantastereien minder gebildeter Frömmler oder in ein Buch gegossene Geschichte und Geleit der Menschheit? Harald Reinl macht sich auf den Weg zu biblischen Stätten, zeigt Ausgrabungen, Funde, geographische und historische Zusammenhänge. Bruchstücke, die in ein Bild passen sollen, wie es die christliche Kirche seit 2000 Jahren zum Dogma erklärt hat.

Harald Reinl kann mit Fug und Recht als der erfolgreichste deutsche Regisseur des Kommerzkinos bezeichnet werden. Ihm verdanken wir Filme mit Winnetou und Dr. Mabuse, mit Kommissar X und Jerry Cotton, die Nibelungen ebenso wie Edgar Wallace. Was trieb ihn dazu, ab 1970 diverse „Dokumentationen“ zu teils spirituellen, teils pseudowissenschaftlichen Themen zu drehen? Wir wissen es nicht. Seine Verfilmung von Werner Kellers gleichnamigem Nachkriegsbestseller wird vom Lexikon des Internationalen Films nicht falsch als „Kulturfilm mit schönen Bildern“ bezeichnet. Menschen kommen praktisch nicht vor, die beiden großen Synchronsprecher Manfred Seipold und Holger Petzold sind unsere einzigen Reisebegleiter. Zuckerl für die Badmovie-Gemeinde ist dabei die Präsenz von Walter Boos am Schneidetisch, dem umtriebigsten Sexreport-Filmer der 70er Jahre. Ob er durch seine Mitarbeit der ewigen Verdammnis entgehen wollte?!

Spaß macht der Film, dessen tatsächlicher wissenschaftlicher Wert rückblickend als extrem beschränkt betrachtet werden muss, primär als Relikt einer Zeit, in der man erstmals versuchte, sich komplexen Themen populärwissenschaftlich zu nähern.
Zuschauern, die aus den präsentierten „Fakten“ einen tieferen Glauben an die biblische Wahrheit ziehen möchten, sei das Gleichnis des Spider-Man ans Herz gelegt: dessen Comics spielen in New York. New York gibt es wirklich – aber das beweist nicht die Existenz von Spider-Man…