Morgan im Bundesstaat Utah, Ende der 80er. Das beschauliche Städtchen wird von einem italienischen Regisseur namens Claudio Fragasso heimgesucht. Er hat schon so einige Filmverbrechen begangen, darunter „Die Hölle der lebenden Toten“, „Riffs III: Die Ratten von
Manhattan“ und „Zombi 3“. In Morgan will er sein neues Werk drehen – weil es in der Provinz weniger Stress mit Gewerkschaften und Behörden gibt. Die ahnungslosen Menschen empfangen ihn und seine Crew mit offenen Armen und freuen sich darüber, dass er anstelle von
professionellen Schauspielern lauter Leute aus der Gegend besetzt.
Die dreiwöchigen Dreharbeiten im Sommer 1989 sind weniger glamourös als erwartet. Es fängt mit der Sprachbarriere an: Die Leute im Dorf verstehen kaum Italienisch, das italienische Team kaum Englisch. Das Drehbuch schreiben Fragasso und seine Lebensgefährtin Rossella Drudi mithilfe eines Wörterbuchs, was in kryptischen Dialogen resultiert – die Darstellerinnen und Darsteller verbringen ihre Pausen damit, den Sinn ihrer Sätze zu entziffern. Änderungsvorschläge weist
Fragasso kategorisch von sich: Er weiß besser als die Amerikaner, wie sich Amerikaner ausdrücken. Ansonsten beschränkt der Meister seine Schauspielführung darauf, die völlig überforderten Laien anzubrüllen. Zwischendurch räumt er unerlaubt die Speisekammer eines Bauernhauses aus, das als Drehort dient. So spart man sich das Catering.
Die Handlung dreht sich um eine ganz durchschnittliche Familie, die Waits. Die machen Urlaub in dem abgelegenen Kaff Nilbog. (Einwohner: 26.) Was unsere Helden nicht wissen: Über den Ort herrscht eine böse Hexe mit ihrer Goblin-Brut. Die Ungeheuer leben vegan, sind deswegen aber noch lange nicht harmlos: Sie verwandeln Menschen in Gemüse, um sie anschliessend zu fressen. Das böse Spiel durchschaut bloss Joshua, das jüngere der beiden Waits-Kinder. Denn er erhält Warnungen vom Geist seines Grossvaters. Zusammen nehmen die beiden den Kampf gegen die Goblin-Königin auf.
Wie viele Meisterwerke des B-Films, so lebt auch „Troll 2“ von einem egozentrischen Regisseur, der seine Vision gegen jeden Anflug von Logik und gesunden Menschenverstand durchsetzt. Zahlreich sind Dialogperlen wie „You can’t piss on hospitality, I won’t allow it!“ Ganz zu schweigen vom denkwürdigsten „Oh my God!“ der Filmgeschichte. Die Darstellerin der Goblin-Königin sticht mit ihrem unerbittlichen Overacting heraus, und die Filmmusik ist ebenso grauenhaft wie eingängig – ein Ohrwurm aus der Hölle.
Ursprünglich wird das Machwerk 1990 veröffentlicht, und zwar direkt auf Video. Niemand nimmt groß Notiz davon, die Darsteller werden nicht benachrichtigt. Der Titel lautet – anders, als ursprünglich angekündigt – nicht „Goblin“, sondern „Troll 2“, denn der amerikanische Vertrieb verspricht sich höhere Profite davon, sich an „Troll“ (1986) dranzuhängen. In Wirklichkeit haben die beiden Filme nicht das Geringste miteinander zu schaffen. „Troll 2“ ist derart schlecht, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler ausgelacht werden, sich in Grund und Boden schämen und kein Wort mehr über die Dreharbeiten verlieren.
Bis der Film 2003 auf DVD rauskommt – und unter Trashfans wie eine Bombe einschlägt. Aus kleinen Vorführungen im privaten Zirkel werden bald Conventions mit Hundertschaften von Besuchern. Michael Stephenson, der seinerzeit Joshua spielte, verarbeitet sein Kindheitstrauma, indem er „Best Worst Movie“ dreht, eine empfehlenswerte Doku über das erstaunliche Nachleben des Goblin-Films. Er zeigt darin, wie die einst verlachten Mitwirkenden plötzlich gefeiert werden. Oder wie Fragasso von Morgans Behörden den Schlüssel zur Stadt verliehen bekommt. Und dann seine ehemaligen Darsteller und die Fans beschimpft, weil sie sein geniales Meisterwerk als Trashfilm missverstehen.