Sackaffen

Buch, Schnitt und Regie: René Rausch
Produktion: René Rausch, Lars Dreyer
Kamera: Lars Dreyer
Licht und Technik: Lars Dreyer, Robin Gatz
Musik: David Scheler
Originalton: Robin Gatz
Sounddesign und Tonmischung: David Scheler

Ein Gespräch mit den Machern findet ihr hier:

Ausschnitt aus dem Interview:

BFB: Hallo an die geneigte Leserschaft, hier ist Horst von den B-Film Basterds! Wen darf ich denn hier in der Runde begrüßen?

René: Hi, ich bin René Rausch. Ich bin der Regisseur, Drehbuchautor und Cutter in Personalunion des Meisterwerks „Sackaffen“.

Lars: Ich bin Lars Dreyer-Winkelman. Ich habe bei Sackaffen in erster Linie die Kamera geschwungen – wie so häufig in den Zusammenarbeiten mit René – habe mich natürlich auch um das Licht gekümmert und um allerlei Kleinkram, der dann so beim Dreh angefallen ist.

BFB: Worum geht’s denn überhaupt in eurem Kurzfilm?

René: Im Prinzip geht es um eine Protagonistin, die sich eine Art Geschlechtskrankheit eingefangen hat, einen Doktor aufsucht, der ihr aber auch nicht großartig helfen kann. Sie soll das einfach aussitzen. Sie erlebt dann mit dieser wundersamen Geschlechtskrankheit, die auch in keinem medizinischen Buch verzeichnet ist, allerlei Abenteuer. Also sie findet es nicht so gut, kann man glaube ich sagen.

Lars: Richtig. Dieser Film versteht sich in bester Slapstick-Tradition. Das heißt, er wird eigentlich von Sekunde zu Sekunde bekloppter und bekloppter, wenn unsere liebe Frau Sommer dann irgendwann überlegt, wie sie denn ihre Krankheit – ihre kleinen Schamhaarbewohner, so viel kann man an dieser Stelle vielleicht sagen – wieder loswerden kann. Ich möchte noch erwähnen, dass der Doktor auch einen wunderbaren Namen hat. Er heißt nämlich Dr. Doktor.

BFB: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diesen wunderbaren Kurzfilm realisieren zu wollen?

René: Das war, wie so vieles im Leben, Zufall. Beim Surfen im Internet bin ich auf diese Kurzgeschichte gestoßen, die da auch hieß „Sackaffen“ und ich fand die witzig. Ich habe auch manchmal vielleicht eine etwas spezielle Art von Humor und es war sehr derb und bizarr. Ich fand die total lustig und dachte mir so „Mensch, da kann man doch irgendwie was filmisches draus machen.“ Ich hatte schon so ein bisschen die Bilder im Kopf. Dann habe ich einfach kurzerhand den Autor angeschrieben, den David Grashoff, seines Zeichens Poetry-Slammer – wobei er jetzt mittlerweile mehr im Bereich Stand-Up-Comedy ist. Er war auch schon öfter bei NightWash undso. Also kein ganz unbeschriebenes Blatt. Das war eine seiner frühen Geschichten. Ich habe ihn gefragt und er war dafür sehr offen. Dann habe ich mich ans Drehbuch gesetzt und die ursprüngliche Geschichte ein bisschen verändert. Eigentlich habe ich nur die Grundidee und den ganzen Anfang aufgegriffen. Daraus habe ich dann etwas Neues gesponnen,was dann vielleicht doch noch filmischer war. Die ursprüngliche Kurzgeschichte wird dann teilweise so bizarr und auch eklig, dass ich da dann gedacht habe, das passt vielleicht doch nicht in einen Film und dann hat sich die Geschichte doch in eine ganz andere Richtung gewandelt. Wer will kann das sicherlich auch irgendwo im Internet nachlesen, die Geschichte findet man sicherlich noch irgendwo.

Lars: Ich bin dann dazu gekommen, nachdem der René schon mal mindestens einen ersten Entwurf fertig hatte. Ich weiß gar nicht, ob sich danach noch viel verändert hat. Beim Dreh haben wir die eine oder andere Sache dann doch noch mal ein bisschen umgearbeitet und ein bisschen improvisiert, wie man das halt so macht. Im Großen und Ganzen haben wir eben genau das Verfilmt, was du da so zu Papier gebracht hast.

BFB: Wisst ihr ob David Grashoff den Film eigentlich kennt?

René: Ja, er war sogar bei den Dreharbeiten kurz dabei. Am zweiten Drehtag in der Wohnung. Er war mit seiner Familie in der Nähe und hat gesagt, „ich komm mal vorbei und guck mir das an“. Super netter Kerl. Man konnte viel mit ihm labern und er war auch total begeistert – zumindest hat es mir so erzählt. Er meinte, wir hätten da was Schönes aus einer Kurzgeschichte gemacht.

Lars: Ein sehr dankbarer Vorlagengeber – was es ja auch nicht allzu häufig gibt.

BFB: Wie lief der Dreh ab? Wie sind Maria Holzgrewe und Markus Nowak zum Projekt gekommen?

René: Der Dreh war sehr lustig. Wie eigentlich die meisten unserer Drews. Auch vom Material her – ist klar, dass hier viel gelacht wurde. Maria ist eine alte Bekannte/Freundin von mir, die vorher schon in Filmprojekten von mir mitgewirkt hat. Die hatte ich damals bei einem Studentenfilm von einer Bekannten kennengelernt und seitdem hat man dann viel zusammen gemacht und für mich war klar, wenn das jemand spielt und spielen kann, dann ist es Maria. Also die ist, wenn man das so uncharmant sagen kann, sich für nichts zu schade. Die hängt sich da voll rein.

Lars: Maria ist wirklich super lieb und die kann auch wirklich im Spiel sehr viel. Sie hatte eben auch nicht nur in Sackaffen mitgespielt, sondern auch in „Beichte“ und auch in dem ein oder anderen Musikvideo. Wie René schon richtig gesagt hat, sie ist sich für nichts zu schade. Sie haut dann auch richtig rein und gibt alles, geht auch gerne mal so ein bisschen over-the-top und das macht dann natürlich bei solch einem Projekt noch mal deutlich mehr Spaß.

René: Sie geht all-in. Deswegen war das war das für uns ein nobrainer. Das spielt Maria und Maria sagt dazu auch nie nein. Zumindest damals hat sie nie nein gesagt. Ich weiß nicht wie es heute wäre. Markus und mich bzw. auch Lars verbindet eine etwas längere Historie, weil er schon damals 2004 auf Badmovies „Es war einmal“ einen unserer ersten Filme besprochen hat. Seitdem hatte er jedes Werk von uns rezensiert und – zumindest hat das so vorgegeben – uns irgendwie gut fand und unsere „Karriere“ immer verfolgt hat. An der Stelle dachte ich so, das wär doch irgendwie gackig, wenn den Doktor der Doc spielen würde. Wir zerren ihn mal vor die Kamera! Ich hatte auch keine Ahnung, ob er schauspielerisches Talent hat, ob er Charisma hat, ob er sich Text merken kann…Wir hatten uns ja nie persönlich getroffen, aber ich habe ihn einfach gefragt, er hat ja gesagt und der Rest ist Geschichte.

Lars: Ich hatte ja vorher mit ihm auch nur Kontakt über das Forum bzw. mal per E-Mail. Bei dem Dreh war es auch das erste Mal, dass ich ihn persönlich erlebt habe. Er hat von sich aus gesagt „ich kann das nicht, ich bin absolut untalentiert – aber macht mal!“ …und dann haben wir gemacht. Natürlich, hier und da hat es auch den ein oder anderen zweiten oder dritten Anlauf gebraucht. Das sieht man auch am Ende des Films im Abspann sehr schön, der ist nämlich mit Outtakes unterlegt. Trotzdem hat es auch mit ihm wirklich sehr sehr viel Spaß gemacht, weil er diese Aufgabe auch ernst genommen hat, obwohl es eben ein absoluter Spaßdreh war. Er hat das wirklich auch ernst genommen. Ich glaube, wir haben es auch geschafft, ihn gut aussehen zu lassen.

René: Ja, er hat es total durchgezogen. Machen wir uns nichts vor – er ist natürlich kein Schauspieler und er war sich dessen auch völlig bewusst. Das hat irgendwie den Reiz ausgemacht, fand ich. Er hat den Stiefel dann durchgezogen, auf biegen und brechen. Er hat das dann auch wunderbar hinbekommen. So dass wir dann nachher einen Film aus dem Material herausschneiden konnten.

Lars: Genau, er hat auch dankbar alles mögliche mit aufgenommen. Z.B. diese eine Stelle, wo du dann meintest „Mensch halt doch die Lupe ein bisschen tiefer, dass man so deinen Mund sieht – wie bei Helge Schneider. Das hat wunderbar funktioniert. Ja, war sehr schön.

BFB: Wie lange habt ihr an dem Projekt ungefähr gearbeitet?

René: Das Drehbuch habe ich an zwei Tagen geschrieben. Ich glaube die Dreharbeiten haben auch gerade mal 2-3 Tage gedauert. Der Schnitt hat vielleicht eine Woche gedauert und dann ein bisschen Farbbearbeitung. Dann noch ein bisschen Soundbearbeitung. Das hat ein Bekannter von mir gemacht hat, der auch hervorragende Arbeit geleistet hat, wie ich finde.

Lars: Ich glaube, das hat fast sogar noch am längsten gedauert, weil da enorm viel Arbeit reingeflossen ist. Das wird man dann hoffentlich auch im Kino erleben können mit der entsprechenden Soundanlage. Der Ton bei dem Film ist echt phänomenal.

René: Mehrere Level über dem eigentlichen Film, würde ich fast behaupten. Ich glaube dadurch hat es sich vielleicht noch ein paar Wochen hingezogen, aber insgesamt ging es recht flott.

BFB: Wisst ihr, ob Markus mit dem Film ähnlich kritisch umgegangen ist, wie er es als Rezensent mit anderen Filmen selbst war?

René: Ehrlich gesagt, das wusste ich lange Zeit nicht. Er hat sich nie dazu geäußert. Er hat sich den Film angeguckt und hat gesagt „schön“, aber er hat nie etwas großartig dazu gesagt. Ich selber habe immer befürchtet, er findet es furchtbar…es findet es kacke. Das waren so meine Bedenken. Wir haben es nie angesprochen. Kurioserweise hat es dann leider bis zu seinem Ableben gedauert, bis ich dann von seiner Frau erfahren habe, dass er total stolz darauf war, dass er da mitgemacht hat, damit auch teilweise angegeben hat und dass es für ihn ein schönes Erlebnis war. Das hat mich schon irgendwie berührt. Aber der Doc ist der Doc – vielleicht konnte er damals nicht über seinen Schatten springen, mir einfach so zu sagen, so dass das voll geil fand. Vielleicht hätte er sich auch dabei blöd gefühlt. Ich weiß es nicht, aber wenn es so gewesen ist – dann sehr schön.

Lars: Genau. Ich denke, dass er den Film auch nicht groß auf Badmovies.de groß besprochen hat, eben weil er selbst daran mitgewirkt hat. Es hätte von seinem objektiven Stil, der ja natürlich durch und durch subjektiv geprägt war, deutlich abgewichen, wenn er sich selbst dann da auseinandernehmen müsste.

BFB: Seid ihr mit bestimmten Aspekten des Films heute besonders zufrieden oder unzufrieden?

René: Retrospektiv ist das immer so eine Sache. Ich find im Prinzip alle Filme, die von mir älter als vier Wochen sind, dann immer erst mal kacke. Gerade mit Abstand fällt einem immer sofort auf: „Oh nee, das würde ich anders machen – das würde ich jetzt so und so machen.“ Ist schwierig zu bewerten. Obwohl, jetzt ist der Abstand inzwischen wieder so groß, dass ich sagen kann: Ist in Ordnung so! Klar ist es nicht perfekt. Hatte auch nie den Anspruch, perfekt zu sein. Aber ich denke, man kann ihn sich immer noch gut angucken, schöne zehn Minuten und eine lustige Zeit haben. Das ist die Hauptsache.

Lars: So ähnlich würde ich es auch sehen. Ich kenne das, was René gerade beschrieben hat. Wenn man selbst sehr stark an einem Projekt arbeitet und das dann endlich, endlich, endlich fertig hat, dann will man auch erst mal davon gar nichts mehr wissen. Dann findet man es sowieso scheiße und man ist nur froh, dass es fertig ist – auch wenn es tatsächlich richtig gut geworden ist. Aber bei mir geht das eigentlich relativ schnell, dass ich dann sage „Ey Mensch, also ich guck mir den auch immer noch gerne an!“ Das ist auch nicht nur mit Sackaffen so, sondern auch insbesondere mit den vielen, vielen anderen Kurzfilmen, weil man die mal eben so schnell zwischendurch anschmeißen kann. Also ich schau mir die immer noch ganz gerne an! Der Film ist, wenn ich jetzt mal rein meine Arbeit bewerte, von der Kameraarbeit jetzt nicht spektakulär. Da habe ich deutlich Spektakuläreres abgeliefert. Aber bei dem Film geht es, glaube ich, auch mehr um die total beknackte Geschichte und wie es dann letztendlich rübergebracht ist. Diese total abstrusen Ideen, die wir dann sehen. Also ich hätte auch gar nicht den Platz gehabt, da irgendwie groß mit Fahrten zu arbeiten. Für den Film war das aus meiner Sicht auch okay. Ich glaube, man kann ihn immer noch sehr, sehr gut anschauen. Ja doch. Ist ein schöner Film.

René: Gibt Schlimmeres.

Lars: Ja, bedeutend Schlimmeres!

BFB: Zum Abschluss: Habt ihr noch eine Botschaft an das B-Film Basterds Publikum?

René: Party on, dudes. Ich wünsche euch eine schöne Zeit. Keep the spirit alive! Es muss weitergehen…the show must go on. Der Doc hätte das gewollt. Da bin ich mir ganz, ganz sicher. Ich hoffe, ihr werdet zumindest ein bisschen Spaß mit dem kleinen Filmchen haben. Mit dem kleinen Monument, das wir dem Doc gesetzt haben.

Lars: Ich hätte jetzt in bester Tradition eigentlich sagen können „Feiert den Film, ihr Schweine, sonst komme ich vorbei und hau’ euch aufs Maul!“

René: …oder so!

Lars: Aber das wollen wir ja jetzt an dieser Stelle nicht machen. Ich glaube, dass für beinahe das komplette Publikum irgendwo auch der Bezug zum Doc da ist, dass es für alle ein ganz besonderer Moment werden wird. Ich denke mal, es wird viele Lacher bei dem Film geben, aber ich hoffe inständig, dass es auch einen gewaltigen, donnernden Applaus für Dr. Doktor Markus Risser [Anm. der Geburtsname von Markus Nowak lautet Risser] geben wird.

René: Ja, das hat er verdient. Amen, Bruder!