Oswalt Kolle – seines Zeichens Aufklärer der Nation – bemühte sich in den späten 60ern und frühen 70ern ein bisschen Bildung in die deutsche Sexfilmwelle einzuschleusen. Stets geplagt von den hiesigen Zensurbehörden („Der Schwanz bleibt drin!“) musste er seinen wissenschaftlichen Anspruch zumindest in der Prüfung stets betonen, um nicht im Vergleich zu den Report-Filmen in die sexuelle Bedeutungslosigkeit geschnitten zu werden. Mit „Was ist eigentlich Pornographie“ wollte er 1971 dann kurz vor der Reform des Sexualstrafrechts in Deutschland die Fortschrittlichkeit ausländischer Porno-Produktionen zeigen und Werbung dafür machen, wie einfach man an die Filmchen rankommen kann, wenn man möchte. Natürlich plädiert er auch für die Freigabe von Pornographie in Deutschland – ein echter Vorreiter.
Hier haben wir allerdings einen der seltenen Fälle, in denen die FSK den Film aufpolieren konnte: Kurz vor Veröffentlichung werden große Teile des Films beanstandet. Die Rettung: Kolle dreht einfach einen minutenlangen Rant gegen die Zensur, setzt ihn als Intro vor seinen Film und überdeckt die zu zensierenden Passagen mit Kreisen und Balken voll Text, um die FSK auch während des Films noch angreifen zu können. So wird ein belangloser Pseudo-Aufklärerfilm zum Frustventil eines Journalisten/Filmemachers. Schade nur, dass zwischendurch irgendwelche Sozialwissenschafler und Ärzte dazwischenfunken, um an den ursprünglichen Versuch des Films zu erinnern.
Der katholische Filmdienst war seinerzeit ebenfalls ganz aus dem Häuschen – auch wenn man sich dort scheinbar gern mehr Pornografie gewünscht hätte:
„Pseudowissenschaftlicher Querschnitt durch mehr oder weniger belanglose Aussprüche einschlägiger Publizisten und Sexualwissenschaftler zur Titelfrage. Kaum ergiebig sind auch die dabei vorgeführten Beispiele dänischer Porno-Schmalfilme.“