Italien, 1974, Regie: Renato Polselli
Brad Euston, Ivana Giordan, Isarco Ravaioli, Mirella Rossi, Eva Spadaro
Wenn man Brecht heißt – und das sogar mit Vornamen –, kann man doch eigentlich nur ein Genie sein, oder? Der Brecht in „Mania“ jedenfalls ist ein genialer Wissenschaftler, dem es zwar nicht gelungen ist, Krebs zu heilen, aber immerhin eine Biene im Flug zu stoppen. Man kann neidlos anerkennen: irgendwie schon eine stolze Leistung. Die Krux an genialen Wissenschaftlern ist nur leider, dass sie oftmals nur für ihre Arbeit leben und weniger für den Sex, was besonders bedauerlich ist, wenn man eine Ehefrau hat, die eben genau das will (also Sex). Zum Glück gibt es da noch einen weiteren Mann, der gleich einen ein Stück weit männlicheren Namen trägt: Germano nämlich, Brechts Zwillingsbruder, der den für die einsame Lisa gewichtigen Vorteil besitzt, weitaus mehr für körperliche Gelüste übrig zu haben. Dass das nicht lange gut gehen kann, ist ja wohl klar…
Liest sich wie der Auftakt zu einem schlichten Eifersuchtsdrama, oder? Ist es aber nicht, denn es ist ein Renato Polselli – und wer vielleicht schon vor zwei Jahren bei den B-Film Basterds war und „Lusthaus teuflischer Begierden“ und „Das Grauen kommt nachts“ gesehen hat, weiß, dass bei dem italienischen Regisseur garantiert alles geht, aber garantiert kein schlichtes Eifersuchtsdrama, denn normal, das ist etwas, das er schlichtweg nicht kann. Der Titel sagt es: „Mania“ – „Wahnsinn“. Chargierende und die meiste Zeit schreiende Charaktere, die sich ständig fürchten und deshalb gar nicht anders können, als die Augen immer so weit wie möglich aufzureißen, laufen fast den ganzen Film durch ein Haus, in dem nichts ist, wie es scheint, und benehmen sich dabei nicht nur nicht, wie du und ich es tun würden, sondern werden mit Merkwürdigkeiten noch und nöcher konfrontiert. Polselli führt uns durch einen Zirkus der Absonderlichkeiten, bei dem nur eines gewiss ist: Jeder hier hat einen Knall, egal ob die völlig ausgeklinkte Lisa, ihre nach außen kühle Assistentin, die aber spitz wie Lumpi wird, sobald man ihr mit Baumzweigen durchs Gesicht streichelt, der mit den Augen rollende, rollstuhlfahrende und mit Brandmalen verunzierte Hausherr (Schnauzbartträger – somit per se nicht zu trauen!) und die nur in Slip und Hemd rumlaufende stumme Haushälterin, die offenbar selbst nicht so recht weiß, was sie tut.
Der Wahnsinn hat Methode – und heißt Polselli.