Hexen bis aufs Blut gequält

Wir befinden uns offenbar irgendwo in den bayerischen Alpen einige Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. In der nahen Stadt [gibt es] ein Spektakel für die Bevölkerung, denn der gefürchtete Hexenjäger Albino hat wieder zugeschlagen, der Priester verliert ein paar Finger und wird geteert und gefedert, zwei seiner Nonnen bekommen ein warmes Plätzchen auf dem Scheiterhaufen spendiert, denn, so Albino und sein Winkeladvokat, zweifellos sind alle drei mit dem Teufel im Bunde.

Mit Lord Cumberland hat sich der oberste Hexenjäger, zu einem Gerichtstag angesagt und dabei ist auch eine Prüfung der Dokumente nötig. Das verkündet ihm Cumberlands Schüler Christian, der mitsamt des Lords Folterknecht und Henker schon mal vorausgefahren ist und sich in die Kellnerin Vanessa verguckt. Albino, nicht dumm, wartet, bis Christian sich aufs nahe Schloss verdrückt hat, unternimmt einen recht eindeutigen Annäherungsversuch bei Vanessa, blitzt ab und bezichtigt die Gute prompt der Hexerei und kerkert sie ein. Christian befreit sie und bringt sie aufs Schloss, da bahnt sich doch was an…

Lord Cumberland trifft ein ist nicht glücklich über das, was er vorfindet, denn Albinos flink zusammenerfundene Fälle finden nicht immer die Billigung des Oberinquisitors, der nicht einmal vor einem Freispruch zurückschreckt. Bei der Nonne Beatrice allerdings hört die Mildtätigkeit auf, da muss schon ein Geständnis her, und das erreicht man halt am besten durch Folter. Albino fürchtet zu Recht um seine Pfründe und präsentiert daher nochmals Vanessa als Hexe und trotz Christians Einwänden erkennt Cumberland an ihrer Nasenspitze, dass hier zweifellos ein Fall von Hexerei vorliegt.

Christian kommen angesichts der fortgesetzten Einkerkerung seiner geliebten Vanessa erste Zweifel an der Unfehlbarkeit des Urteils seines Chefs. Albino geht derweil seinem üblichen Treiben nach, immer auf der Suche nach potentiellen Vergewaltigungsopfern und Grill-Kandidatinnen.


Wilkens und der Advokat, beides eher schlicht gestrickte Naturen, gehen einem Marionettenspiel auf den Leim, in dem es um die Fähigkeit zu fliegen geht (typische Hexen-Eigenschaft bekanntlich), das Prinzip von Puppen, die über Schnüre gesteuert werden, ist ihnen ebenfalls reichlich fremd, und ein paar unglücklich gewählte Formulierungen, ein Handgemenge und ein ausgestochenes Advokatenauge später sitzen der Puppenspieler und dessen Ehefrau wegen Zauberei im Kerker. Lord Cumberland ist klar, dass die beiden unschuldig sind, aber um den Ruf der Unfehlbarkeit zu wahren, müssen sie sterben. Für Christian ist das endgültig zu viel…

Tja, das [ist] deutscher Kintopp in den Jubeljahren germanischer Lichtspiele… selbstverständlich versäumt auch „Hexen bis aufs Blut gequält“ nicht darauf hinzuweisen, dass hier drei wahrheitsgetreue Fälle aus Original-Gerichtsakten rekonstruiert wurden. Na klar. Objektiv gesehen ist der Film natürlich reichlich unappetitlich, aber welcher W.I.P.-Exploiter à la „Big Bird Cage“ oder „Caged Heat“ ist das nicht? Wer ernsthafte Auseinandersetzung mit der Thematik erwartet, wird sicher nicht zu einem Streifen dieses Titels greifen (oder doch?).

Was sagen wir Schundfans zu diesem Film? Uninspiriert? Ja. Geschmacklos? Schon. Unterhaltsam? Leidlich und stellenweise. Kultverdächtig? Najaaa. Exploitation-Fans dürfen reinsehen. Was als Kuriosum am Rande bleibt, ist die Feststellung, dass die Musik vom Erlanger Schlagerbarden und späteren Guildo-Horn-Produzenten Michael Holm stammt, manchmal richtig hübschen 70er-Easy-Listening-Pop darstellt und in den USA noch kultiger ist als der Streifen selbst. (Markus „Dr. Acula“ Nowak, 2000)

„Schöne Musik, eine Liebesgeschichte, ein Hexenjäger, einige werden verbrannt… Ist doch wunderschön – eine Wohltat fürs Auge!“ Udo Kier