Wie es schon fast Tradition ist, gönnen die Basterds euch auch dieses Jahr einen „guten“, alten Lucha-Film. Das hat nix mit Lollis zu tun, sondern vielmehr mit maskierten mexikanischen Wrestlern, den „Luchadores“ (Santo sei hier als berühmtester Vertreter der Zunft und Echtwelt-Nationalheld genannt) oder in diesem Fall wohl eher den LuchadorAs, denn „The Batwoman“ oder auch „Draculas Tochter und Professor Satanas“ ist ein völlig abgedrehter Streifen voller maskierter Matadorinnen, wahnsinniger Wissenschaftler und gruseliger Gummimonstren (dafür lustigerweise mit extrem wenig Lucha, man kann nicht alles haben).
Es gilt, eine Mordserie an acapulcischen Stränden unter den muskulösen Herren Bolzmattenkollegen aufzudecken und einen Mad Scientist par Excellence zur Strecke zu bringen, der gar Schreckliches und auch noch die Kreation eines Fischmenschhybriden (aus Gründen) im Sinn hat.
Und warum sollte das nicht die Schwester der Großcousine des Schwippschwagers des Postboten des Schreckens, der die Nacht durchflattert übernehmen? In Bat-Maske und Bikini?
Heutzutage wäre so ein Machwerk wohl Abmahnanwalts Liebling!
Welches Fazit zog schon unser ganz eigener Dr. Acula?
„Schauspielerisch wird sehr dünnes Holz gebohrt. Maura Monti sieht besonders im Bat-Bikini entzückend aus, stellt aber eindruckslos unter Beweis, dass sie als schmuckes Accessoire im Arm von Santo oder Blue Demon deutlich besser aufgehoben ist denn als Hauptdarstellerin in einem speziell auf sie zugeschnittenen Epos. Roberto Canedo dreht als Dr. Williams ordentlich auf, könnte aber für mich noch eine Spur exaltierter sein. Héctor Godoy ist für die Handlung auch reichlich unnütz (auch wenn die Umkehrung des damsel-in-distress-Prinzips ganz amüsant ist, bis einem einfällt, dass das die Rolle ist, die im „herkömmlichen“ Lucha-Film der arme Blue Demon übernehmen müsste). Was Armando Silvestre im Film soll, wird er selbst nicht wissen.
Regisseur René Cardona ist ein alter Profi, der abseits des reinen Schundfilms auch Sachen gemacht hat, die mit Fug und Recht als „richtige“ Filme klassifiziert werden können, und der darum schon etwas über dem Durchschnitt des Lucha-Abfilmers steht; man bleibt auch in Mexiko nicht über Dekaden im Geschäft, ohne ein paar Sachen richtig zu machen. THE BATWOMAN ist anständig gefilmt, auch wenn nicht so viel aus der Location Acapulco gemacht wird, wie man vielleicht erhoffen könnte, aber das hat alles ein solides handwerkliches Fundament, was den ganzen Irrsinn, der sich storytechnisch abspielt, fast schon wieder noch komischer macht, weil man das Gefühl hat, dass Cardona die ganze Nummer wirklich ernst genommen hat.
THE BATWOMAN gehört zweifellos zu den Lucha-Filmen (im weitesten Sinne halt, ne), die man als aufgeklärter Schundologe schon mal gesehen haben muss. Mag Bob Kane im Grab rotieren, Adam West würde, glaub ich, herzlich grinsen, und abgesehen davon, dass seine Heldin reichlich unnütz ist, kann man nicht mal behaupten, dass der Film seiner Vorlage Schande bereitet (man muss eben erkennen, die Vorlage ist hier nicht der Dark Knight, sondern der campy TV-Batman aus den 60ern). Viva LA MUJER MURCIELAGO!“
Oliver Nöding schrieb 2015 auf „Remember it for later“:
„…immer wieder frage ich mich bei solchen Filmen, was damals anders war, dass erwachsene Männer sich solch einen schreienden Unsinn ausdenken und ihrem Publikum mit ernstem Pokerface vorsetzen konnten. Das Tolle an LA MUJER MURCIELAGO, das, was ihn von den kläglichen heutigen Versuchen, Grindhouse- und „Trash“-Filme zu machen, abhebt, ist die Abwesenheit jeder distanzierenden oder zur Absicherung dienenden Ironie. Wenn ich irgendwo läse, René Cardona sr. habe Zeit seines Lebens unter der Wahnvorstellung gelitten, die Welt könnte von Fischmenschen überrannt werden, und davon geträumt, nur Batwoman könne das verhindern, es würde mich nach diesem Film nicht wundern“
Der katholische Filmdienst meint:
„Primitives mexikanisches Horrorkino.“ – Stringente Empfehlung also!