Die zwei queer- ausschweifenden Kleindarsteller:innen Luzi Kryn und Dietmar Kracht aus dem Dunstkreis des schwulen Aktivisten, Undergroundregisseurs und Zwangs-Outing-Provokateurs Rosa von Praunheims mimen ein urdeutsches traditionell-heterosexuelles Liebespaar. Neben der schnulzig verklemmten Kleinstadtromantik des ersten Kennenlernens bieten uns die beiden eine langwierige Charakterstudie trist-fröhlicher Nachkriegsheteroliebe, in der sich die Eintönigkeit der Haushaltspflichten einen Wettkampf mit der Monotonie des Liebesakts liefert, um sich in ihrer Trivialität und Abgestandenheit zu messen.
Mit einer Camp-Ästhetik á la John Waters wechselt von Praunheim im Nachklang der 68er Revolution und der Sexwelle die Perspektive vom medial verbreiteten „Skandalsex“ zum öden Liebesleben des Großteils der Bevölkerung und schenkt uns eine Antiwerbung für das heterosexuell-monogame Beziehungsmodell. Ohne Geld, Schauspielkunst oder Filmausbildung kann Rosa so seine eigenen Ressentiments gegenüber dem Normalen Ausdruck verleihen und dreht so die Sichtachse des Klischees von sich als homosexuelle Randgruppe auf die Anderen um. Lachnummer ist jetzt weniger das Anderssein, sondern die Absurdität des verklemmten Normalbürgertums und die Unnatürlichkeit des Ottonormalliebesverkehrs.